Teilprojekt 7 - Datenintegration und Mikrobiom-Analyse bei Allergien
Projektleitung Prof. Dr. med. Dr. h.c. Erika von Mutius / Dr. rer. nat. hum. Martin Depner
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Das Mikrobiom bezeichnet die Gemeinschaft von Mikroorganismen (wie zB. Bakterien, Pilze oder Viren) die eine bestimmte Umwelt bewohnen und im Besonderen die Ansammlung derjenigen Mikroorganismen, welche in oder auf dem menschlichen Körper leben. Obwohl das menschliche Mikrobiom als Regulator des Immunsystems mehr und mehr anerkannt wird, ist bislang unbekannt, welche Veränderungen in der Struktur mikrobieller Gemeinschaften eine Rolle bei der Toleranzentwicklung spielen. Ein solches Wissen wäre nützlich,
- um zu verstehen, welche Mikroben im Laufe allergischer Erkrankungen
unter welchen Bedingungen zu finden sind, und - um Probiotika zu entwickeln, welche Toleranz induzieren können,
das heißt bei der Rückbildung (Remission) allergischer Erkrankungen hilfreich sein können
- um zu verstehen, welche Mikroben im Laufe allergischer Erkrankungen
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Primäres Ziel des Projekts ist, die Rolle des Mikrobioms im Kontext von Progression und Remission allergischer Erkrankungen zu verstehen, wobei der Schwerpunkt auf Asthma und Nahrungsmittelallergie gesetzt wird.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollen verschiedene Körperregionen von Patienten mit allergischen Erkrankungen im Hinblick auf deren Mikrobiom charakterisiert werden. Nachfolgend sollen inter- und intraindividuelle Unterschiede bezüglich des Mikrobioms herausgearbeitet werden.Unsere Hypothesen lauten,
- dass die Toleranzentwicklung mit einer bestimmten Struktur des Mikrobioms einhergeht, und
- dass dabei das Wissen über die Komposition der Bakterien in den Atemwegen, im Darm oder auf der Haut relevant ist, um Medikamente zu entwickeln, die in der Sekundärprävention allergischer Erkrankungen eine Rolle spielen.
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Schritt 1: Es werden Proben aus verschiedenen Körperregionen gesammelt (im Wesentlichen Nasen- und Rachenabstriche bei Asthmapatienten, Hautabstriche und Stuhlproben bei Patienten mit Nahrungs¬mittelallergie). Die DNA dieser Proben wird für eine sogenannte 16S rRNA Sequenzierung herangezogen. Die Sequenzierung von 16S rRNA Genfragmenten ermöglicht es, sowohl zu bestimmen welche Arten von Bakterien in einer Probe enthalten sind, als auch Aussagen über deren Quantitäten zu treffen.
Schritt 2: Die Proben von verschiedenen Phänotypen und verschiedenen Körperregionen werden im Hinblick auf deren wesentliche Bakterien und anderer mikrobieller Merkmale wie zum Beispiel die Diversität charakterisiert. Diese mikrobiellen Merkmale werden dann a) im Hinblick auf Unterschiede zwischen Patienten in Remission oder Progression (interindividuelle Vergleiche) oder b) im Hinblick auf Unterschiede innerhalb von Patienten zwischen den Zeitpunkten vor und nach einer Toleranzentwicklung (intraindividuelle Vergleiche) verglichen. Dafür dienen verschiedene statistische Methoden.
Schritt 3: Mikrobielle Merkmale werden in Kombination mit anderen Labordaten analysiert, wozu genetische, epigenetische oder immunologische Parameter zählen. Dazu sind verschiedene Kohorten verfügbar, die Quer- oder Längsschnittuntersuchungen zulassen.
Als Hauptergebnis soll die Identifikation von Mikroben, die in den Prozessen von Remission und Progression einen Rolle spielen, uns in die Lage versetzen, Ansatzpunkte für die Sekundärprävention und möglicherweise sogar für die Therapie allergischer Erkrankungen zu finden. Außerdem können wir einschätzen, wie sich Bakterien im Zusammenspiel mit anderen Biomarkern einordnen lassen.
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Das Team besteht aus einer Gruppe von Mitarbeitern aus verschiedenen Fachrichtungen und hat das Ziel, tiefere Einsichten über protektive Effekte auf Asthma zu bekommen. Die Arbeitsgruppe von Frau Professor von Mutius ist aktiv beteiligt bei Design, Durchführung und Datenanalyse von vielen großen, europäischen, multizentrischen und interdisziplinären Studien. Dazu zählen vor allem auch Geburtskohorten, welche die Rolle von genetischen und Umweltfaktoren, insbesondere mikrobielle Faktoren bei der Entwicklung von Asthma und allergische Erkrankungen zum Thema haben. Ein sehr bekanntes Beispiel für die mögliche Prävention der Asthmapathogenese ist die sogenannte Hygienehypothese.
Die Gruppe besteht derzeit aus Kinderärzten, Biostatistikern und Informatikern und wird durch weitere Mitglieder aus der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Dr. Dr. h.c Erika von Mutius unterstützt.
Principal Investigator Prof. Dr. med. Dr. h.c. Erika von Mutius / Dr. Martin DepnerProf. Dr. Dr. h.c Erika von Mutius leitet die Abteilung für Asthma und Allergie an der Dr. von Haunerschen Kinderklinik der Universität München als auch das Institut für Asthma und Allergieprävention (IAP) am Helmholtz Zentrum München. Ihren Forschungsschwerpunkt bildet die Epidemiologie von respiratorischen und allergischen Erkrankungen im Kindesalter und die damit einhergehenden Mechanismen. Ziel dabei ist es, der Entwicklung und Manifestation der Krankheit vorzubeugen. Professor von Mutius hat zahlreiche hoch angesehene Auszeichnungen erhalten, steht im Dienste einer Vielzahl internationaler Ausschüsse und ist aktives Vorstandsmitglied der renommierten Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine".
Professor von Mutius hat ihre Ausbildung zum Facharzt für Pädiatrie in den Abteilungen für allgemeine Pädiatrie und Neugeborenen- und pädiatrische Intensivmedizin am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München absolviert. Von 1992-1993 verbrachte sie einen Forschungsaufenthalt am Zentrum für respiratorische Wissenschaften („Respiratory Sciences Center“) an der Universität von Arizona, Tucson, USA, bei Professor Fernando Martinez. Gleichzeitig erhielt sie Training in Studien zur klinischen Effektivität („Clinical Effectiveness“) an der „Harvard School of Public Health“ in Boston, USA. 2004 wurde sie als Professorin für Pädiatrie an die Ludwig-Maximilians-Universität, München, berufen.
Dr. rer. biol. hum. Martin Depner hat einen Forschungsschwerpunkt in der statistischen Analyse von Mikrobiomdaten (16S rRNA) und damit verbundenen methodischen Entwicklungen. Er ist zudem in die Analyse europäischer Bauernhofstudien eingebunden und hat als weiteres Interesse die Phänotypisierung von Asthma. Darüber hinaus hat er Erfahrung in der empirischen Forschung einschließlich Planung, Durchführung, und Qualitätsmanagement von Studien.
Dr. Depner hat einen Universitätsabschluss (Diplom) in Psychologie und sich in Statistik und Mathematik spezialisiert. Seine Doktorarbeit hat er zum Thema genetische Determinanten von Asthma verfasst, seine Abschlussarbeit im Postgraduiertenstudiengang medizinischer Biometrie zu Interaktionsanalysen in der Genetik. 2012 hat er ein halbes Jahr am Institut für Humangenetik der Universität von Chicago verbracht, wo er mit der Analyse von Sequenzdaten begonnen hat.